Arbeitszeugnis Führungskraft: Worauf kommt es wirklich an?
Autorin: Claudia Kilian
Ob Teamleiter, Abteilungsleiter oder Bereichsleiter – ein Arbeitszeugnis für Führungskräfte ist oft etwas aufwendiger. Das mag schon daran liegen, dass es „die“ Führungskraft heute gar nicht mehr gibt. Die Anforderungen an eine solche Position sind so vielseitig wie die Jobbezeichnungen selbst.
Inhalt
Das Wichtigste auf einen Blick
- Ein überzeugendes Arbeitszeugnis für Führungskräfte ordnet die Funktion im Gesamtgefüge ein und dokumentiert die Verantwortung in der Rolle sowie die Führungsspanne.
- Die Formulierungen sollten die wichtigsten Skills und Stärken der Person betonen sowie signifikante Erfolge hervorheben.
- Bei der Führungskompetenz geht es unter anderem um Motivation, Durchsetzungskraft und Mitarbeiterentwicklung. Und um die Erfolge des Teams.
- Ein glaubwürdiges Arbeitszeugnis ist nicht nur eine Bestätigung des Lebenslaufs, sondern im Idealfall auch eine Wertschätzung der Leistungen und der Person.
Gibt es „das“ Arbeitszeugnis für Führungskräfte?
Was ist eigentlich eine Führungskraft? Im engeren Sinne jemand, der Personalverantwortung trägt. Wir haben oft Mandanten, die an dieser Stelle etwas hadern, weil man ihre Position oder Funktion von Außen nicht so gut einordnen kann. Man kann heute – insbesondere in Zeiten der Globalisierung – nicht mehr anhand des Jobtitels eindeutig erkennen, wie eine Stelle ausgestaltet ist. Macht es dann überhaupt noch Sinn, hier von einem Arbeitszeugnis für Führungskräfte zu sprechen? Ja macht es. Das Kind braucht einen Namen. Angesprochen ist jeder, der eine gewisse Verantwortung trägt – für Mitarbeiter, Budget, Prozesse, Projekte, Strategien, Koordination, Kontrolle, usw. Das soll auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Begriffe Führungskraft und Manager synonym gebraucht werden, obwohl die Kompetenzen unterschiedlich ausgestaltet sein können.
Arbeitszeugnis Führungskraft: Kompetenz & Verantwortung im Blick
Welche Auswirkungen hat das nun auf die Erstellung eines Arbeitszeugnisses? Nun, in erster Linie bekommt das Arbeitszeugnis aus unserer Sicht dadurch eine neue Bedeutung. Seit einiger Zeit wird das Thema öfter als antiquiert abgetan. Zugegebenermaßen wird das Ganze durch die „Zeugnissprache“ oftmals ad absurdum geführt. ABER: In einer Zeit, in der man nicht mehr anhand des Jobtitels erkennen kann, welche Erfahrungen und Kompetenzen ein Bewerber mitbringt, kann oder muss ein Arbeitszeugnis Licht ins Dunkel bringen. Das optimale Arbeitszeugnis für eine Führungskraft ordnet die Stelle im Gesamtgefüge ein, beschreibt die Verantwortung und die dazu notwendigen Kompetenzen. Und im besten Fall auch die Erfolge! Ein potenzieller Arbeitgeber will doch verstehen, was hat Mann oder Frau in diesem Unternehmen gemacht.
- Wo war die Stelle angesiedelt? An wen wurde berichtet?
- Welche Verantwortung hatte die Führungskraft (Zeit, Umsatz, Budget und Qualitätsziele)?
- Über welche Kenntnisse und Erfahrungen verfügt sie?
- Welche speziellen Fähigkeiten oder Eigenschaften zeichnen die Person aus? Haben diese zum Erfolg des Teams oder Unternehmens beigetragen?
- Hat die Führungskraft auch operativ gearbeitet?
- Hat die Person spezifische Projekte geleitet oder war sie an ihnen maßgeblich beteiligt?
- Wie war die Zusammenarbeit mit anderen Teams oder Abteilungen ?
- Hat die Führungskraft erfolgreich Veränderungsprozesse oder strategische Initiativen eingeleitet oder realisiert?
- Gab es besondere Erfolge, Auszeichnungen oder Anerkennungen?
- Hat die Führungskraft zur positiven Unternehmenskultur beigetragen und welche Werte repräsentiert sie?
- Welches Netzwerk an Kunden, Dienstleistern, Angehörigen bestimmter Branchen bringt sie mit?
- Hat sie Erfahrungen im Projektmanagement?
- Wie viele Mitarbeitende hat die Person geführt? Fachlich? Disziplinarisch?
Arbeitszeugnis Führungskraft: Auf welche Skills kommt es an?
Auch diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Jeder Job ist individuell. Die einen sind in erster Linie Führungskraft und haben mit der Führung und Betreuung ihrer Mitarbeitern alle Hände voll zu tun. Andere wiederum arbeiten verstärkt operativ und treiben Projekte, Prozesse und Produktentwicklungen beharrlich voran. Die folgende Übersicht gibt einen kleinen Überblick über bestimmte Kenntnisse, Fähigkeiten und Eigenschaften, die – je nach Aufgabe – in einem Führungskräfte-Zeugnis Erwähnung finden sollten. Achtung: Die Übersicht ist natürlich nicht abschließend.
Kenntnisse, Eigenschaften & Fähigkeiten | |
fachspezifische Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet | |
Kenntnis der Prozesse und Abläufe im Unternehmen | |
Branchen- und Marktkenntnisse | |
technische Kenntnisse/technisches Verständnis | |
Change-Management | |
Vertriebs-Know-how | |
strategisches Denken und Handeln | |
Entschlussfähigkeit | |
Überzeugungskraft | |
Innovationskraft | |
Umsetzungsstärke | |
Verhandlungsstärke | |
Kreativität | |
interkulturelle Kompetenz | |
Kommunikationstalent | |
Empathie | |
Lösungsorientierung | |
Zielorientierung | |
Integrität |
Wie groß ist die Führungsspanne?
Auch die Führungsspanne ist eine interessante Information, die ins Arbeitszeugnis gehört. Als potenzieller Arbeitgeber möchte ich doch wissen, wie viele Mitarbeitende die Führungskraft bisher geführt hat. Es ist natürlich ein Unterschied, ob Sie ein kleines, feines Team von drei Personen geführt haben oder ob wir über 700 Mitarbeitende mit einigen Direct Reports sprechen.
Führungskompetenz: Wie oder wie gut führen Sie?
In einem Arbeitszeugnis für eine Führungskraft sollte man vor allem die Führungsqualitäten unter die Lupe nehmen. Hierzu zählen unter anderem folgende Aspekte:
- der Führungsstil (autoritär – kooperativ),
- das Durchsetzungsvermögen,
- die Fähigkeit zu motivieren, Vorbildwirkung,
- Mitarbeiterförderung/-entwicklung (effizienter, leistungsfähiger)
- die Erfolge des Teams/der Abteilung,
- Aufbau (Weiterentwicklung) eines neuen Geschäftsbereichs, Teams,
- bei Veränderungen die Fähigkeit, andere mitzunehmen.
Manager/Führungskraft: Wichtige Schlüsselwörter im Arbeitszeugnis
Auch wenn man mit den heutigen Zeugnis-Tools Arbeitszeugnisse für Führungskräfte erstellen kann, so fehlen mir häufig wichtige Schlagwörter. Ich frage daher meine Mandanten immer: Was macht Sie aus in Ihrer Rolle? Es folgt eine Aufzählung wichtiger Schlüsselwörter mit Signalwirkung für Manager- oder Führungskräfte-Zeugnisse. Auch hier gilt wie immer: Es muss zur Rolle passen!
Führungspersönlichkeit | |
dynamisch, flexibel | |
ergebnisorientiert, zielorientiert | |
entscheidungsstark | |
Stratege | |
unternehmerisch denkend und handelnd, Unternehmergeist | |
analytisch | |
Hands-on Mentalität | |
setzt die richtigen Prioritäten | |
umsetzungsstark | |
führt den Change an | |
ist vernetzt, Netzwerker | |
Erfahrung | |
Auftreten | |
überzeugend, Überzeugungskraft | |
Leader | |
eloquent | |
motivierend | |
Verantwortung | |
Autorin: Claudia Kilian
Zeugnis-Expertin, Volljuristin, Fachbuchautorin mehrerer Bücher über Arbeitszeugnisse, langjährige Lektorin.
Seit 2008 der Kopf hinter „Mein-Arbeitzeugnis.com“