Passivsätze im Arbeitszeugnis identifizieren und aktiver formulieren

zuletzt geprüft und überarbeitet:

26. September 2025

Lesedauer: 2 Minuten

Zeugniswissen

Zeugnissprache verbessern

Claudia Kilian

Junge Frau in rosa Bluse sitzt gelangweilt am Schreibtisch, spielt mit einem Stift, Laptop und Pflanzen im Hintergrund

Sind Passivsätze im Arbeitszeugnis negativ?

In vielen Arbeitszeugnissen verstecken sich hinter Passivformulierungen oft subtile Hinweise – manchmal sogar Kritik. Wer ein Arbeitszeugnis liest oder schreibt, sollte daher genau hinschauen: Was steht da wirklich? Und wie lässt sich der Text klarer und aussagekräftiger gestalten? In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Passivsätze im Arbeitszeugnis erkennen und durch aktive, starke Sprache ersetzen.

Das Wichtigste auf einen Blick

Passivsätze im Arbeitszeugnis können subtile Kritik enthalten. Sie wirken unpersönlich, bieten Interpretationsspielraum und lassen Engagement oder Eigeninitiative unklar. Achten Sie für ein überzeugendes Zeugnis stattdessen auf aktive Formulierungen, um die Leistungen und Stärken klar hervorzuheben.

Was ist überhaupt ein Passivsatz?

Ein Passivsatz ist eine Formulierung, bei der nicht die handelnde Person im Mittelpunkt steht, sondern das, was mit etwas oder jemandem geschieht. Die Aufmerksamkeit liegt also auf dem Vorgang oder dem Ergebnis – nicht auf demjenigen, der die Handlung ausführt.

In der deutschen Sprache erkennen Sie das Passiv meist an einer Form von werden + Partizip II (z. B. „wurde erledigt“, „ist bearbeitet worden“, „werden durchgeführt“).

Typische Passiv-Beispiele im Arbeitszeugnis:

Die Aufgaben wurden zuverlässig erledigt.
Die Projekte wurden termingerecht abgeschlossen.
Die Berichte sind stets sorgfältig erstellt worden.
Herr Meier wurde bei uns beschäftigt.
Er wurde in der Marketingabteilung eingesetzt.

Grammatikalisch korrekt – aber stilistisch wenig aussagekräftig. Denn: Wer hat die Aufgaben erledigt? Die Person, um die es im Arbeitszeugnis geht? Wie engagiert war die Person dabei? All das bleibt im Unklaren.

Warum sind Passivsätze im Arbeitszeugnis problematisch?

Passivsätze im Arbeitszeugnis sind in aller Regel nachteilig, weil sie oft den Eindruck vermitteln, dass der Mitarbeitende nur Anweisungen befolgt hat, ohne eigene Initiative zu zeigen. Statt die persönlichen Leistungen und das Engagement klar hervorzuheben, bleibt unklar, welchen konkreten Beitrag die Person geleistet hat. Dadurch entsteht beim Leser leicht der Eindruck von mangelnder Motivation oder Aktivität – was sich negativ auf die Gesamtbewertung im Arbeitszeugnis auswirken kann.

Um es noch konkreter zu machen. Passivformulierungen im Arbeitszeugnis

sind unpersönlich: Die Leistung des Mitarbeiters oder der Mitarbeiterin wird nicht direkt hervorgehoben.
bieten Interpretationsspielraum: Leser könnten vermuten, dass die Person wenig Initiative gezeigt hat.
sind wenig wertschätzend: Aktive Formulierungen wirken oft motivierender und anerkennender.

Passivformulierungen im Arbeitszeugnis sind eine Spielart der Andeutungstechnik: Um dem Grundsatz der Wahrheitspflicht gerecht zu werden, greifen manche Arbeitgeber auf Andeutungen oder auch versteckte Hinweise zurück. So vermeiden sie offensichtlich negative Bewertungen, die dem Arbeitnehmer schaden könnten.

So formulieren Sie aktiv und aussagekräftig

Um Passivformulierungen im Arbeitszeugnis aktiver zu gestalten, stellen Sie die handelnde Person in den Mittelpunkt und heben Sie deren Leistung hervor. Verwenden Sie starke Verben und konkrete Beschreibungen!

Passiv: Die Aufgaben wurden zuverlässig erledigt.

Aktiv: Frau Müller erledigte ihre Aufgaben stets zuverlässig und mit großem Engagement.

Weitere Beispiele:

Passivformulierungen im Arbeitszeugnis	So formulieren Sie aktiver!
Die Projekte wurden erfolgreich umgesetzt.	Herr Schmidt setzte seine Projekte stets erfolgreich um.
Die Kundenanfragen sind zeitnah bearbeitet worden.	Frau Becker bearbeitete Kundenanfragen immer zeitnah.
Die Anfragen wurden termingerecht von Herrn Meier erledigt.	Herr Meier erledigte die Anfragen stets termingerecht und mit großer Sorgfalt.

Und wie können wir Sie unterstützen?

Gerade wenn es im Vorfeld etwas „Gerangel“ um die Ausstellung des Arbeitszeugnisses gegeben hat, ist der Arbeitgeber vielleicht etwas verstimmt und widmet sich der Erstellung nicht mit der notwendigen Sorgfalt oder Genauigkeit. Wir optimieren Ihr Zeugnis sprachlich und inhaltlich – individuell, wertschätzend und rechtssicher.

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Claudia Kilian

Ich bin Claudia Kilian – Zeugnis-Expertin, Volljuristin, Fachbuchautorin. Seit 2008 unterstütze ich Fach- und Führungskräfte sowie Unternehmen und Rechtsanwälte, Arbeitszeugnisse rechtssicher und professionell zu formulieren.

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