Der frühe Vogel fängt den Wurm – auch beim Arbeitszeugnis!
Autorin: Claudia Kilian
Wir alle wissen: Wenn Zeit knapp ist, kommt meist nichts Gutes dabei raus. Und warum kümmern sich viele dann erst am Ende eines Jobs um das Arbeitszeugnis? Fangen Sie jetzt damit an! Mit unseren 4 simplen Tipps stellen Sie im Vorfeld sicher, dass Sie am letzten Tag ein gutes Arbeitszeugnis in den Händen halten.
Tipp 1: Fragen Sie das Zeugnis rechtzeitig an
Sie kennen das sicher: Erst ist der Vorgesetzte im Urlaub, dann Frau Meier von HR. Die Woche drauf ist Forecast, da hat man wichtigere Themen. Und ein Arbeitszeugnis kostet nun mal Zeit und Aufwand, das schüttelt niemand einfach so aus dem Ärmel. Auch mit Zeugnis-Generator nicht. Fragen Sie daher Ihr Arbeitszeugnis rechtzeitig an. Eigentlich sobald Sie wissen, dass Sie das Unternehmen verlassen werden.
Sie signalisieren damit, dass
- Ihnen ein gutes Arbeitszeugnis wichtig ist,
- Sie dieses beim Ausscheiden auch zeitnah haben wollen,
- Sie Verständnis für den Vorgesetzten haben,
- auch zuarbeiten können (weniger Arbeit für den Chef).
Es ist auch immer sehr hilfreich, wenn man weiß, wie der Zeugnisprozess im Unternehmen abläuft. Wer erstellt das Dokument – der Vorgesetzte, die HR-Abteilung? Wer liefert die Informationen? Die Bewertung? Wird ein Tool eingesetzt? Je nachdem können Sie entscheiden, wie intensiv Ihre „Zuarbeit“ ausfallen soll/muss.
Tipp 2: Dokumentation ist alles!
Mal Hand aufs Herz, wissen Sie noch, was Sie vor drei Jahren in Ihrem Job gemacht haben? Wir haben in unserer Zeugnisberatung oft Mandanten, die schon sehr lange in einem Unternehmen arbeiten und zig Positionen inne hatten. Die Arbeitswelt wird schließlich immer schnelllebiger. Es gibt Unternehmen, da sind Umstrukturierungen an der Tagesordnung. Wer weiß denn schon am Ende, was Sie alles geleistet haben. HR? Vermutlich nicht! Der Vorgesetzte? Das wäre gut! Nein – Sie allein wissen, was Sie in den letzten Jahren geleistet und erreicht haben.
Was glauben Sie, wie lange es dauert, die Aufgaben und Erfolge von 10 Jahren zusammenzuschreiben? (Mit Datum versteht sich.) Ich bin sicher, Sie können Ihre Zeit besser nutzen. Daher empfehle ich, sich regelmäßig zu notieren, welche Aufgaben Sie haben und welche Erfolge Sie erzielen.
Tipp 3: Ein Zwischenzeugnis sichert den Status quo
Hierzu haben wir schon viel geschrieben, daher machen wir es es kurz: Nutzen Sie jede Möglichkeit, ein Zwischenzeugnis anzufragen. Denn :
- Bindungswirkung: Ein Endzeugnis kann nicht schlechter ausfallen, wenn Sie ein gutes aktuelleres Zwischenzeugnis haben.
- Man kann im Endzeugnis auf Zwischenzeugnisse verweisen und hat so mehr Platz für aktuelle Erfolge.
- Sie wissen nicht, was kommt: Der nächste Chef könnte nicht mehr ganz so nett sein. Sie könnten an der nächsten Aufgabe scheitern. Und das muss nicht an Ihnen liegen.
Tipp 4: Reviewbögen und Zielvereinbarungsprotokolle aufbewahren
Stellen Sie sich doch mal Folgendes vor: Sie arbeiten seit sieben Jahren in einem Unternehmen. Am Anfang ist man hoch motiviert und erbringt Höchstleistungen. Reviews oder Zielvereinbarungsgespräche verlaufen immer äußerst positiv. Und dann gibt es einen Knacks (schlechte betriebswirtschaftliche Situation, ein neuer Chef). Jetzt wird das Ganze etwas zäh. Schließlich entscheiden Sie, sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen.
Naturgemäß bleiben immer die jüngsten Erfahrungen im Gedächtnis und so fällt das Arbeitszeugnis nicht ganz so prickelnd aus. Jetzt können Sie den Ordner mit den gesammelten Review-Protokollen herausziehen und sagen: „Moment mal. Ein Arbeitszeugnis muss immer das gesamte Beschäftigungsverhältnis dokumentieren. Ich habe hier die Protokolle der letzten sechs Jahre, die mir eine äußerste positive Entwicklung bescheinigen. Außerdem habe ich mir auch alle „Lob“-Mails aufgehoben – von Ihnen, von anderen Abteilungen, von Kunden. So wie ich das Arbeitszeugnis lese, entspricht das nicht der dokumentierten Leistung.“
Auf diese Weise können Sie – falls notwendig – beweisen, dass Sie ein gutes Arbeitszeugnis verdienen. Also immer schön sammeln!
Autorin: Claudia Kilian
Zeugnis-Expertin, Volljuristin, Fachbuchautorin mehrerer Bücher über Arbeitszeugnisse, langjährige Lektorin.
Seit 2008 der Kopf hinter „Mein-Arbeitzeugnis.com“